Leseprobe

Völlig erschöpft lehnte sich Elisabeth Schettlerin an einen Tisch, der hochkant in ihrem Stübchen unter dem Dach stand. Auch die anderen acht Mitglieder des Haushalts von Kaufmann Breuer hockten hier oben auf dem Speicher eng gedrängt auf irgendwelchen Kisten oder Möbelstücken, und sie waren genauso am Ende ihrer Kräfte. Müde kaute jeder auf einem Stück Schwarzbrot herum und trank dazu einen Becher Wein, den ihnen die Altmagd Trine eingegossen hatte.

Unten in der Küche wie im ganzen Erdgeschoss stand schwarz und unheimlich das eiskalte Wasser des Rheins. Es reichte schon fast bis zur Decke der Erdgeschoss-Stuben, und es stieg weiter... Wie weit würde das Wasser noch steigen ? Sie alle waren Gefangene im eigenen Haus, und niemand wusste, wann der Schrecken ein Ende nehmen würde... Elisabeth Schettlerin lebte seit ihrer Geburt in Neuwied, und sie wusste aus Erzählungen, dass es hier schon öfter Rheinüberschwemmungen gegeben hatte. Aber zu ihren Lebzeiten war es noch nie so hoch gestiegen

(Geschildert wird hier die das höchste Hochwasser des Mittelrheins in historischen Zeiten im Februar 1784)


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